Jugendliche auf der Suche nach Zukunftslösungen
Bei dem Projekt City-4-Future setzten sich Jugendliche mit der Stadt der Zukunft auseinander – und entdecken dabei vielleicht auch einen Berufswunsch.
Man kann ein Haus mit Moos dämmen, mit Styropor, mit Gras oder etwas ganz anderem. Die Frage, was am besten isoliert, haben Neuntklässler der Realschule Wernau bei ihren Projekttagen „City-4-Future“ einfach ausprobiert: Sie füllten den Hohlraum einer doppelwandigen Kiste nacheinander mit verschiedenen Materialien. Dann wurde mit einer Infrarotlampe innen aufgeheizt und außen gemessen, wie schnell die Wärme durchdrang. Andere machten Experimente rund um Windkraft, um Wasser und schmelzendes Eis oder schauten in der Stadt, wie es um Solaranlagen oder E-Mobilität steht.
Nachhaltigkeit und der Klimawandel, das sind Themen, die die meisten Jugendlichen beschäftigen. „Im Endeffekt ist das unsere Zukunft“, sagte etwa Levin. Auch im Unterricht ging es immer wieder darum, „in Physik, in Technik, in Erdkunde und in Religion…“, zählte seine Mitschülerin Mia auf. Das Projekt City-4-Future will aber einen Schritt weitergehen und den Jugendlichen praktische Handlungsansätze und das Wissen über Berufsbilder in diesem Bereich vermitteln. Angeboten wird es von der Wissensfabrik, einem Verein mit mehr als 100 Mitgliedern aus Wirtschaft und Bildung, in Kooperation mit einem örtlichen Firmen.
Wissensfabrik vermittelt Handlungsansätze
Die Wissensfabrik stellt den Lehrkräften Material zur Verfügung, um den Klimawandel und nachhaltige Lösungen wissenschaftlich und experimentell zu beleuchten. Und das Unternehmen, in diesem Fall die Bosch Thermotechnik am Standort Wernau, lädt die Jugendlichen zu einem Besuch ein. „Nachhaltigkeit ist bei uns ein ganz großes Thema“, betont Luca Joanna Wagner, die das Projekt für Bosch betreut.
Nach einem anspruchsvollen Quiz im Trainingszentrum des Unternehmens ging’s für die Neuntklässler in Kleingruppen zum „Exit-Game“: Sie sollten mittels mehrerer Zahlencodes und Schlösser den Weg zu dringend benötigten Batterien für einen Regler freimachen. Rätseltalent und Teamarbeit waren gefragt. Weil manchmal auch ausprobieren hilft, riet die Klassenlehrerin Carina Oweger ihren Schülern, die klassische Streicholz-Knobelaufgabe mit den bereitliegenden Hölzchen nachzulegen. Die Jugendlichen fanden das unnötig – und taten sich ziemlich schwer.
Spaß am Experimentieren
Aufgabe gelöst oder nicht, am Ende waren schließlich die Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten im Unternehmen ein Thema. Mia, Julia und Janine könnten sich nun – anders als vor City-4-Future – „vielleicht doch“ vorstellen, einen MINT-Beruf zu wählen, also einen aus den Bereichen Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Denn ihnen haben die Projekttage Spaß gemacht: zu experimentieren, selbst eine Präsentation zu erstellen, Hintergrundinformationen und einen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen.
Andreas Kirchner-Gellert, der oft Schulklassen am Firmenstandort Wernau betreut, hat generell den Eindruck, dass das Interesse an MINT-Berufen leicht steigt. Das gelte auch für Mädchen - wenn man ihnen einen kreativen Zugang ermögliche, erwache oft die Begeisterung: „Sie müssen Zutrauen gewinnen und wachsen an den Aufgaben.“
Quelle: Esslinger Zeitung (Karin Ait Atmane 18.07.2023)